CHARLOTTE KOLLMORGEN - ANMERKUNGEN ZUM WERK EINER MALERIN

Prof. Dr. Johannes Eucker, Hochschule der Künste Berlin

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Sind die Bilder Charlotte Kollmorgens schön?

Was schön sei, darüber kann man streiten. Der Begriff von Schönheit hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder geändert. Gleichwohl lässt sich bei allen vorliegenden Werken nachweisen, dass die Künstlerin niemanden angreifen, verletzen, kritisieren, täuschen oder verunsichern will, dass sie auch keine Ideologie vermitteln, keine Vorschriften machen will. Sie stellt sich auch nicht in den Dienst von irgend jemandem, der ihr Maßstäbe setzen, Vorgaben machen könnte. In ihren Werken tritt uns vielmehr eine autonome Künstlerin entgegen, die nur sich selbst verantwortlich ist und auch ihre künstlerischen Normen selbst bestimmt. Insofern ist Charlotte Kollmorgen eine Künstlerin der Moderne und ihre Werke sind in ihrer Unabhängigkeit in der Wahl der Inhalte und der Mittel ein Ausdruck von Demokratie. Die Autonomie der Künstlerin äußert sich auch darin, dass sie - nach eigenem Bekunden - bei der Entstehung der Werke nicht an potentielle Betrachter oder gar Käufer denkt. Dagegen folgt sie ihrem künstlerischen Impetus und ihrer sensiblen, aber durchaus auch rationalen ästhetischen Auffassung von Gestaltung. Denn all ihre Bilder sind bewusst gestaltet, viele auf eine Mitte hin, sie sind geordnet und repräsentieren Ordnungen, die der Wahrnehmung der Menschen der Gegenwart eher angenehm als provozierend sind.

Wer nun meinen wollte, diese Kunst sei funktionslos, der prüfe, ob sie nicht doch in humanem Sinne wirkt, Sehbedürfnisse befriedigen, Erkenntnisse stiften, Gefühle auslösen kann. Die Künstlerin will aber auch auf das Miteinander von Mensch und Natur hinweisen, auf deren Bedrohung und auf die Notwenigkeit, dass sich die Menschen als Einheit mit der Natur wieder und erneut reflektieren lernen. Auch diese Haltung ist Motiv für ihre Kunstproduktion.

Einflüsse anderer Künstler - kunsthistorische Einordnung

Wenn man davon ausgeht, dass Kunst ganz wesentlich in der Auseinandersetzung mit Kunst entsteht und eine professionelle Künstlerin ganz selbstverständlich einen großen Schatz von Kunsterfahrung in sich trägt, ist die Frage naheliegend, wo sich Näherungen feststellen lassen. Diese Betrachtung des Werkes ist der Versuch einer kunsthistorischen Einordnung. Kein künstlerisch tätiger Mensch hat schließlich wie Adam und Eva angefangen. Alle stehen in der Tradition der Kunst, auch dann, wenn sie sich bewusst dagegen abgrenzen oder Gegenentwürfe vorstellen.

An einige Werke Charlotte Kollmorgens fühlte ich mich in angenehmer Weise erinnert, als ich durch die Nationalgalerie der Romantik im Berliner Schloss Charlottenburg ging. Speziell an das Licht, das atmosphärische, bei den Romantikern z.B. als Durchblick zwischen Felsen inszeniert. Erinnert haben mich auch Höhlenmotive, Torbögen, vegetabile Formen, Wurzeln.

Man kann deshalb aber nicht sagen, sie sei eine Neoromantikerin. Ich berichte vielmehr über Assoziationen, die ein Betrachter haben kann.

Eine andere Assoziation ist die Figur der Mandala. Verwiesen wurde schon auf die Indienreise und die Bilder, die darauf Bezug nehmen. Auffallend bei ihren frühen kleinformatigen Bildern ist die Kreisform, die mittig gesetzt ist. Die zentrale Komposition, ein Bildmittel der religiösen Kunst, hier verwendet für eine quasi „intime Mitteilung“ (Kandinsky S.202).

Die Mitteilung zu dechiffrieren ist bei Charlotte Kollmorgens Werken gekoppelt mit einem Sehvergnügen. Für viele Betrachter. So ist zu wünschen.

Berlin, Dezember 2000

Prof. Dr. Johannes Eucker

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